Gerne möchte ich heute über ein Thema schreiben, welches mich durchaus nachhaltig beschäftigt hat und es wahrscheinlich heute noch tut und zwar geht es um das Thema Arbeitszeit und Überstunden. Ich habe mir gedacht, es geht wahrscheinlich besser mit einer Geschichte und daher möchte ich auch in diesem Block wieder dieses Format wählen.
Ich war zur Zeit der Geschichte um die 30 und habe wahrscheinlich viel zu viel gearbeitet. Jetzt sitze ich mal wieder im Flieger nach Hause und habe ein Gespräch zweier auch Jungingenieure mitbekommen und das verlief inhaltlich wie folgt. Die Beiden unterhielten sich also über die Überstunde, die Sie im Laufe eines Jahres ansammeln konnten und das war ein Konto, indem Sie 35h aufbauen, bzw. abbauen konnten. Und spätestens bei dieser Nennung, bin ich wohl aufmerksam geworden, denn ich hatte durchschnittlich pro Monat 65 Überstunden und in meinen Spitzenzeiten sogar 125h Überstunden in einem Monat. Jetzt habe ich mal angefangen zurückzurechnen. Also die beiden Männer dürften 35h in einem Jahr auf ein Konto aufbauen, bzw. abbauen und dürften die magische Grenze von 35h nicht übersteigen und jetzt komme ich. Ich hatte also im Durchschnitte 65 Überstunden im Monat und das sind aufs Jahr hochgerechnet 780h. Also 780h pro Jahr zu maximal kumulierte 35h pro Jahr. Da ist mir bewußt geworden, wie viel ich eigentlich gerade arbeite. Und das lustige fand ich, daß beide gedacht haben, daß Sie die 35h pro Jahr wohl gar nicht füllen könnten. Ich fürchte, damit hatte ich weniger Probleme.
Später dann habe ich wieder als Berater gearbeitet und das beispielsweise in Finnland und da haben wir uns einmal mit finnischen Kollegen ausgetauscht und die erzählten, daß Sie eigentlich gar keine Überstunden machen würden, da nach der Meinung der Finnen, ein Mitarbeiter der Überstunden macht, seine Arbeit nicht in der regulären Arbeitszeit schafft, lieber nicht länger angestellt sein sollte, da er als zu langsam gilt. Also entweder die Arbeitsinhalte den Mitarbeiter überfordern würden, oder daß die Einarbeitung durchaus zu fehlerfaht war und und und. Das fand ich auch einen durchaus interessanten Ansatz. Denn in Deutschland ist mir mehrfach untergekommen, das wenn man viel arbeitet, also deutlich zu lang am Arbeitsplatz ist, dann ist man ein guter Mitarbeiter und das habe ich schon immer als den falschen Ansatz gesehen. Und das kann ich auch an folgendem Beispiel belegen. In einem mittelständischen Unternehmen, in dem ich beraten habe, hat der Geschäftsführer die ganze Zeit an einer Mitarbeiterin herumgemäkelt, warum Sie denn keinerlei Überstunden machen würde, obwohl das die Einstellungsvoraussetzung der Mitarbeiterin war, daß Sie nur dann in dem Unternehmen arbeiten würde, wenn Sie keine Überstunden machen muß, da Sie 2 kleine Kinder hat. Somit war klar, wie Sie arbeiten würde. Nun gab es auch zwei männliche Mitarbeiter, die viele viele Überstunden gemacht haben und die für ihren angeblichen Arbeitseifer auch immer wieder gelobt wurden. Aber an der Mitarbeiterin wurde weiterhin herumgemäkelt, bis es ihr letztendlich gereicht hat und Sie kündigte. Jetzt kamen wir mit unseren Kennzahlen ein wenig zu spät für diese Mitarbeiterin. Ich habe also die Kennzahl der Gutentwicklungen durch die Ingenieure gemessen. Und so ist herausgekommen, daß die Mitarbeiterin in ihrer Arbeitszeit die meißten Gutentwicklungen erstellt hatte und die Mitarbeiter, die immer wieder lobend hervorgehoben wurden, sich irgendwo im hinteren Mittelfeld befanden. Somit hat sich der Geschäftsführer gleich zweifach geschnitten, die Mitarbeiterin, die die meißten Gutentwicklungen erstellt hatte, hat er herauskomplimentiert und die 2 Mitarbeiter, die eher im hinteren Mittelfeld rangierten, hat er gelobt. Eigentlich wollte er aber die Mitarbeiterin, er hat es nur nicht gewußt. Somit habe ich schon vor längerer Zeit gelernt, das nicht unbedingt die Länge der Arbeitszeit etwas zählt, sondern was in dieser Arbeitszeit geschieht und ich würde hoffen, daß manche Führungskraft das auch lernen würde. Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit und melde mich nächsten Samstag wieder. Viele Grüße sendet
die
Kai Wälter